Zirkoniumdioxid, NEM, Glaskeramik – bei der Herstellung von Versorgungen aus diesen Werkstoffen setzen wir schon seit einigen Jahren auf den Einsatz digitaler Technologien. Während in unserem Labor gescannt und konstruiert wird – häufig erhalten wir als Grundlage auch bereits digitale Abdrücke – erfolgt die Fertigung extern in unterschiedlichen Produktionszentren. Als uns die Möglichkeit geboten wurde, auch die Edelmetallfertigung auf digitale Prozesse umzustellen, zögerten wir nicht lange – und waren von den Ergebnissen auf Anhieb begeistert.
Vor rund einem Jahr testeten wir erstmals die Option, Versorgungen beziehungsweise Gerüste aus unterschiedlichen Edelmetalllegierungen bei C.HAFNER (D-Pforzheim) computergestützt fertigen zu lassen.
Das Angebotsspektrum der Dienstleistung cehaGOLD reicht von vollanatomischen, teil- oder vollverblendbaren Kronen und Brücken aller Spannweiten über Inlays und Onlays bis hin zu Primärteleskopen und Stegen. Insgesamt stehen vier Legierungen zur Verfügung. Zu diesen gehören die hochgoldhaltige, normalexpandierende Aufbrennlegierung Orplid Keramik 3 sowie die palladiumfreie, hochgoldhaltige, hochexpandierende Aufbrennlegierung Orplid GK mit sattgelber Farbe. Außerdem wird mit CeHaLIGHT Plus/Unilight Plus eine goldreduzierte, hochexpandierende Aufbrennlegierung mit hellgelber Farbe angeboten, die sich insbesondere für Patienten mit geringem Budget eignet. Die vierte Option ist diehochgoldhaltige „Guss“-Legierung Orplid H. Für die Produktion der Fräsrohlinge hat sich laut C.HAFNER das Stranggussverfahren bewährt, weil hiermit eine sehr homogene, Iunkerfreie Materialstruktur erzeugt werden kann.
Im Labor Sandmair in Friedberg wird das Fräsen in Edelmetall vor allem für die Indikationen bevorzugt, bei denen eine hohe Passgenauigkeit besonders wichtig ist. Hierzu gehören Brücken mit großer Spannweite: Verzüge, die häufig beim Guss entstehen, sind hier problematisch und führen in einigen Fällen dazu, dass eine Versorgung nicht spannungsfrei eingegliedert werden kann. Da beim Fräsen keine Verzüge entstehen und mit diesem Verfahren eine sehr hohe Passgenauigkeit erzielt wird, lassen wir die entsprechenden Restaurationen bei C.HAFNER fertigen. Die Implementierung der dafür notwendigen Technologien erfordert bei einem zahntechnischen Labor, das bereits über Scanner und Konstruktionssoftware verfügt, einen nur geringen Aufwand, wie das folgende Fallbeispiel zeigt.
Patientelfall
Eine Seniorin, deren vorhandene festsitzende Versorgung im Oberkiefer erneuerungsbedürftig war, wünschte, dass die Neuversorgung möglichst ähnlich wie die bestehende Restauration gestaltet würde. Da sie mit Edelmetall als Gerüstmaterial sehr gute Erfahrungen gemacht hatte, fiel die Wahl wieder auf das bewährte Material. Gewählt wurde aus Kostengründen die Legierung CeHaLIGHT Plus.
Abformung
Nach Entfernung der bestehenden Versorgung wurden die Stümpfe lediglich leicht nachpräpariert und anschließend die Situation einmal konventionell und einmal digital mit dem Intraoralscanner iTero (Align Technology, US-San Jose) abgeformt (Abb. | und 2). Diese Vorgehensweise wurde von der Zahnärztin gewählt, um eine Qualitätskontrolle der digitalen Abformung zu ermöglichen und sicherzustellen, dass ein präzises Modell als Grundlage für die Verblendung der Restauration zur Verfügung steht. Anhand des virtuellen Modells wurde schnell ersichtlich, dass die Stümpfe nicht parallel waren und aufgrund der Divergenz eine Teilung der Versorgung notwendig sein würde.
Physische Modelle
Das auf Grundlage des digitalen Datensatzes zu fertigende Modell mit herausnehmbaren Stümpfen wurde im Fräszentrum des Unternehmens Straumann (CH-Basel) in Leipzig bestellt. Hergestellt wurde es mit einer Fräsmaschine aus Polyurethan (Abb. 3 und 4). Erfahrungsgemäß werden auf diese Weise sehr gute Ergebnisse erzeugt. Abbildung 5 zeigt zum Vergleich das konventionelle Gipsmodell, bei dem die Details weniger exakt dargestellt sind als bei der computergestützt hergestellten Variante.
Konstruktion der Brücken
Die virtuelle Konstruktion der Gerüste erfolgte direkt auf Grundlage des digitalen Datensatzes der Abformung. Mit dem 3Shape Dental System 2013
(3Shape, DK-Kopenhagen) wurde hierzu nach dem Import des Datensatzes der Abformung (Abb. 6) definiert, welche Versorgungen zu konstruieren waren: Angelegt wurde ein anatomisches Brückengerüst von Zahn 17 bis 23 und eines von Zahn 24 bis 27. Nachfolgend wurden die Passungsparameter eingegeben sowie Präparationsgrenzen und Einschubrichtung der Versorgungen festgelegt. Als Grundlage der Berechnung eines vollanatomischen Konstruktionsvorschlags dienten Zahnformen, die aus der Bibliothek ausgewählt wurden. Anschließend erfolgte die Reduzierung der Vollanatomie. Die Abbildungen 7 und 8 zeigen den transparent eingeblendeten vollanatomischen Vorschlag sowie darunter das Gerüstdesign. Wird der Schritt der Reduktion bestätigt, so werden gleich automatisch die Verbinder zwischen den einzelnen Elementen eingefügt. Nach einer abschließenden Überprüfung und geringfügiger Modifikation erfolgte die Anzeige der Gerüste in Weiß (Abb. 9).
Datenübermittlung
Für die bisher beschriebenen Arbeitsschritte wurden die bereits im zahntechnischen Labor verwendeten CAD-Komponenten eingesetzt. Hierzu erfolgte lediglich ein Import der Parameter für die einzelnen Edelmetalllegierungen, die dem Anwender von C.HAFNER als DME-Datei zur Verfügung gestellt werden. Importieren lassen sich diese grundsätzlich in alle CAD-Systeme mit offener Architektur.
Für den Datenversand und alle anderen Aufgaben rund um die Auftragserfassung sowie -verwaltung erhielten wir gratis die Software ZAHNOMAT (mill-IT, D-Hofheim-Wallau). Diese ermöglicht die Übermittlung der Konstruktionsdaten an C.HAFNER mit wenigen Mausklicks (Abb. 10).
Herstellung
Bei C.HAFNER werden alle eingehenden Konstruktionsdaten zunächst überprüft und dann für
die Fertigung aufbereitet: Die Gerüste werden in einem virtuellen Rohling platziert und die Supportstrukturen generiert (Abb. II). Danach werden die Frässtrategien berechnet (Abb. 12), die Daten an die Fräsmaschine (Replicator, Cybaman Technologies, GB-Hyde) gesendet und die Gerüste hergestellt (Abb. I3 und 14). Abbildung 15 zeigt das Resultat der computergestützten Fertigung im Rohling.
Die Gerüste werden gleich vor Ort aus dem Rohling getrennt. Es folgt eine Qualitätskontrolle unter dem Mikroskop. Jenach Wunsch werden die Gerüste oder vollanatomischen Versorgungen mit oder ohne Supportstrukturen geliefert. Wird wie im vorliegenden Fall auf eine direkte Entfernung verzichtet
und im zahntechnischen Labor verschliffen, lässt sich der Verschliff separat berechnen. Vor dem Versand wird das Gewicht der Gerüste für die Berechnung der Kosten exakt ermittelt.
Fertigstellung
Bei den im Labor eintreffenden Versorgungen (Abb. 16) wurden lediglich die Supports entfernt und die überextendiert gefrästen Ränder ausgedünnt. Da das Materialgefüge sehr homogen und hochrein ist, war keine Bearbeitung der Oberfläche mehr notwendig (Abb. 17 und 18).
Auf dem Polyurethanmodell wurde ein spannungsfreier Sitz erzielt (Abb. 19). Außerdem überzeugte die exakte Randpassung auf den einzelnen, herausnehmbaren Stümpfen (Abb. 20). Es folgte die Einprobe im Patientenmund, bei der ebenfalls eine präzise Passung festgestellt wurde (Abb. 21).
Für die Veredelung wurden die Gerüste sandgestrahlt und mit Opaker versehen — ein Oxidbrand, der dazu dient, Verunreinigungen an der Oberfläche
zu entfernen, ist nicht erforderlich. Die Gerüste verfügen dank des Stranggussverfahrens zur Rohlingsherstellung und der anschließenden Fräsbearbeitung über keinerlei Verunreinigungen, Lötstellen sind nicht vorhanden. Bei der Verblendung mit der Keramik Carrara Interaction (DeguDent, D-Hanau) wurden die speziellen Wünsche der Patientin nach stark abgerundeten Inzisalkanten und Höckern berücksichtigt. Abbildung 22 zeigt das Ergebnis nach dem Keramikbrand auf dem Modell. Die Patientin war mit ihrer neuen Versorgung sehr zufrieden.
Schlussfolgerung
Für uns als digital bereits gut aufgestelltes Labor, das seit Langem auf ein Outsourcing des Fertigungsschrittes setzt, war es ein Leichtes, die Dienstleistung des Fräsens in Edelmetall in Anspruch zu nehmen: Es wurden lediglich die notwendigen Parameter in die CAD-Software importiert und eine zusätzliche Software für den Datenversand installiert. Letztere Maßnahme ist nicht zwingend erforderlich, erleichtert die Abstimmung zwischen Dentallabor und Fertigungsstätte aber erheblich.
Einen Vorteil des Fräsens gegenüber gusstechnisch hergestellten Gerüsten sehen wir vor allem in der hohen Präzision des computergestützten Verfahrens, von der wir ganz besonders bei komplexen Konstruktionen profitieren. So besteht bei im Gussverfahren hergestellten, weitspannigen Brückengerüsten beispielsweise die Gefahr, dass nach der Einprobe während des Brennvorgangs Verzüge entstehen. Aufgrund der hochreinen, homogenen Materialstruktur der gefrästen Gerüste entfällt das Risiko, dass nachträglich Veränderungen im Gefüge entstehen. Einzelne Kronen stellen wir bisher weiterhin im Gussverfahren her, obwohl eine Umstellung auch hier diskutiert wird: Aufgrund der angenehmeren Oberflächenstruktur der gefrästen Gerüste lassen sie sich schneller und besser verblenden, einige Arbeits- schritte wie der Oxidbrand entfallen vollständig. Die höchste Genauigkeit wird nach unserer Erfahrung erzielt, wenn ein komplett digitaler Workflow inklusive optischer Abdrucknahme gewählt wird.